Page 17 - Presse-2023
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PRESSE
Abendzeitung - Montag den 20. Februar 2023
Faschingsl<efiraus: A-2.
Straßenreinigung streikt!
Verdi ruft zum
zweitägigen Warnstreik
auf EtwafünfTonnen
Müll werden erst mal am
Viktualienmarkt und in
der Fuzo liegenbleiben
Wenn beim Kehraus gar
nicht gekehrt wird -
dann hat die Gewerkschaft
Verdi zum Streik aufgerufen.
Zum ersten Mal in der
Geschichte des Münchner • Faschings
werden am Dienstag
und am Aschermittwoch die
Kehrmaschinen nicht gleich
nach dem bunten Treiben ausrücken,
um Konfetti und Feiermüll
zusammenzukehren und
wegzuschaffen. Verdi hat einen
zweitägigen Warnstreik angekündigt.
Heinrich Birner, Geschäftsführer
von Verdi München und Region:
.,Die wertvolle Arbeit der Beschäftigten
der Straßenreinigung
für die Bürge'rinnen und
Bürger wird im Alltag kaum
: wahrgenommen." Für sie habe
1
noch niemand von den Balkonen
geklatscht. .,Dabei sorgen
sie für die Stadthygiene und
verhindern damit Ungezieferplagen",
so Birner.
Mit dem Streik zum Faschingshöhepunkt
werde sichtbar,
wie es in der Stadt ohne
Straßenreinigung ausschauen
würde. Birner: .. Dabei sind deren
Mitarbeiter in den untersten
Einkommensgruppen des
Tarifvertrage für den Öffentlichen
Dienst eingruppiert und
verdienen dementsprechend
sehr wenig."
Verdi fordert für die Beschäftigten
dieser Tarifgruppe 10,5 Prozent
mehr Lohn, mindestens jedoch
500 Euro mehr im Monat. .,Die
Teuerungsraten von zehn Prozent
im vorigen Jahr und in diesem
Jahr auch noch mal fünf bis
acht Prozent - daran müssen
die Beschäftigen in dieser Lohngruppe
im teuren München besonders
beißen", betont Birner.
Ole Wakulat, der Vertrauensleutesprecher
bei Verdi für die
Beschäftigten der Straßenreinigung,
sagt über den Zeitpunkt:
.. Das Signal muss deutlich sein.
Jetzt im Fasching können wir
ein kurzes, knackiges Signal
setzen. Andernfalls müssten
wird längere Streiks ansetzen,
damit die Bürgerinnen und Bürger
etwas merken."
Wir wollen ein
knackiges Signal
setzen
''
Normalerweise rücken die ersten
Mitarbeiter schon früh um 4 Uhr
aus. Bei den Faschingsumzügen
fahren üblicherweise zwei
Kehrmaschinen immer direkt
hinterher. Anschließend arbeiten
etwa 40 Mitarbeiter bis Mitternacht,
bis die Innenstadt
wieder schön sauber ist. Um 4
Uhr beginnt dann schon wieder
die nächste Schicht. Vor Corona
kamen am Faschingsdienstag
und Aschermittwoch imn.er
etwa fünf Tonnen Unrat in der
Fußgängerzone und auf dem
Viktualienmarkt zusammen.
Narrhalla·Präsident Günther Grauer
nimmt die Streik-Ankündigung
gelassen. Er hat Verständnis,
dass die Mitarbeiter höchstmögliches
Aufsehen erregen
wollen. Die Mülleimer würden
sicherlich überlaufen. Aber:
„Das wird kein Weltuntergang
werden", sagte Grauer gestern
auf AZ-Anfrage . .,Da müssen wir
halt mal 48 Stunden die Augen
ein bisserl zudrücken." Er ruft
die Münchner dazu auf: .,Bitte
nehmen Sie Mitgebrachtes wieder
mit!"
Der Narrhalla-Präsident kann sich
gar nicht ärgern, viel zu begeistert
ist er über das „Comeback
des Münchner Faschings" nach
Corona: .,Wir haben so eine
schöne Zeit gehabt. Wir sind
ganz begeistert, dass die Bevölkerung
wieder so mitzieht."
Nina]ob
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